Presseerzeugnisse scheinen der Bundesregierung lieb und teuer – zumindest erklärt Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), er wolle den reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Zeitungen beibehalten. Auf einer Konferenz internationaler Pressevertriebsunternehmen in Hamburg sagte Neumann: „Wir brauchen die Presse auch im Zeitalter des Internets als demokratisches Leitmedium“. Ob das die Experten im Finanzministerium auch so sehen? Ein Gutachten aus deren Hause hatte sich zuvor für die Abschaffung dieses Presseprivilegs ausgesprochen. Und man wird ja als Nutzer fragen dürfen, ob die Presse heute und übermorgen wenn schon nicht unbedingt Leitmedium, so doch wenigstens ein „Lebensmittel“ (7 % Mwst.) ist und bleiben soll (Quelle SZ, 29.9.2010, S.15).
Im Auftrag von ARD und ZDF haben Forscher wie jedes Jahr die durchschnittliche tägliche Medien-Nutzung der ab 14-Jährigen untersucht, vor allem mit Blick auf das Internet (siehe Media-Perspektiven Heft 7-8/2010, S.348). Spannend sind zwei Vergleiche: Über den Zeitraum von zehn Jahren seit 2000 hat das Fernsehen das Radio als am ausgiebigsten genutztes Medium nun klar überholt, von einst 203:205 Minuten pro Tag nun zugunsten des TV von 244:187. Das Internet hat sich fast verfünffacht, von 17 Minuten auf nunmehr 77. Schauen wir nur auf das Jahr 2010, nutzen alle Menschen in Deutschland TV, Radio, Zeitung und Zeitschrift etwa doppelt so viel die 14- bis 19-Jährigen. Letztere wiederum wenden sich nicht nur dem Internet, Videos und Tonträgern länger zu, sondernlesen auch länger Bücher als der Durchschnitt aller Mediennutzer hierzulande. Wie wir schon im „Faust“ lesen können – „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum“.
Die Bewegtbild-Nutzung im Internet steigt weiter an (Quelle Media-Perspektiven, Heft 7-8 2010, S.350ff.). 36 Prozent der Onliner nutzten 2010 diese Angebote, zwei mehr als 2009. und zwölf mehr als 2008. Vor allem junge Menschen in Deutschland sind hier unterwegs (Spitzenwert: 87 Prozent der Teenager, die insgesamt zu 100 Prozent als Onliner gelten). 86 Prozent der Nutzer gehen über Videoportale, 38 Prozent über Onlineangebote von TV-Sendern (Mehrfachnennung möglich). Elf Prozent entfällt auf Sender-Mediatheken, acht Prozent auf zeitversetzte Nutzung und fünf Prozent auf Live-Streaming. Laut den ARD/ZDF-Forschern erfolgt die Bewegtbildnutzung bisher vor allem komplementär (ergänzend) zur klassischen Fernseh-Nutzung. Der Markentransfer bekannter Namen von Sendern oder Agenturen finde nach wie vor statt – Marken geben Orientierung und werden auf neuen Wegen verfügbar. Die Konvergenz wächst, im Sinne der Verbreitung gleicher Inhalte über verschiedene Verbreitungsplattformen. Im Gegensatz zum tradierten Fernsehen ist Online-Fernsehen kein Gemeinschaftserlebnis, sondern es wird zumeist allein geschaut.
In einem deutschen Text der Nachrichtenagentur Reuter hieß es am 15.9.2010: „Der Name der Tea-Party-Bewegung leitet sich von der Boston Tea Party ab, bei der 1773 Kolonialisten im Streit mit dem britischen Mutterland über Steuern Tee in den Hafen von Boston warfen.“ Very british, geradezu vorbildlich „königstreu“, könnte man sagen. Aber konstruktiv-kritisch gefragt: Wie ginge es besser, also sachlicher?