1.    In Sachen „WikiLeaks“ hält die ja auch gebeutelte FDP die liberale Fahne doch relativ hoch und hängt sie nicht in den (atlantischen) Wind: Ihr rechtspolitischer Sprecher im Bundestag, Christian Ahrendt, sagte der „Financial Times“ am 8.12. (http://www.ftd.de/politik/deutschland/wikileaks-enthuellungen-fdp-wirft-usa-internet-zensur-vor/50203092.html), es sei falsch, WikiLeaks mundtot zu machen. Er warf der US-Regierung Zensur vor. Das Problem liege nicht bei der Enthüllungsplattform, sondern beim Staat, der seine Unterlagen schützen müsse. So weit, so gut. Aber ich frage mich, ob das als Bewerbung für die Neu-Besetzung des FDP-Büroleiter-Postens bei Guido Westerwelle reichen mag. Helmut Metzner musste ja gehen, weil ihm vorgeworfen wurde, anderenorts zu sehr auf offene Ohren orientiert gewesen zu sein. Okay, es waren angeblich die von US-Diplomaten. Da hätte Metzner im Sinne freier Information ja auch gleich zu WikiLeaks gehen können.
2.    Nach dem schweren Unfall bei „Wetten, dass …“ musste sich ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut auch kritischen Fragen stellen. Die Medienjournalistin Ulrike Simon wollte wissen (BLZ 7.12.2010, S.30): „Ist es nicht doch so, dass der Druck, mit diesen Konkurrenzshows (wie „Supertalent“ oder „Schlag den Raab“, SK) mithalten zu wollen, Einfluss auf die Auswahl der Wetten hatte?“ Bellut antwortete auf diese zuspitzende, geschlossene Frage nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern kam auf seinen Eingangssatz zurück: Man habe nicht wegen Quotenmaximierung „die Wetten verschärft“. Dennoch lesenswert, wie die Interviewerin immer wieder aus der Distanz nachhakt und so das Bestmögliche an Nachrichtenwert erzielt.
3.    „Google“ will seine Marktpositionen ausbauen und erforscht dafür die Nutzergewohnheiten auch und gerade in sozialen Netzwerken wie Facebook. Wie Patrick Beuth herausfand (BLZ, 8.12.2010,. S.26), hat Google-Mitarbeiter Paul Adams auf der Seite „slideshare.net“ eine Präsentation mit dem Titel „The Real Life Social Network“ veröffentlicht. Ein Kernpunkt ist, dass Nutzer ihre Entscheidungen, was sie tun (und dabei vor allem, was sie konsumieren), zunehmend davon abhängig machen, was ihre Facebook-Freunde entscheiden. Schaut man sich die Folien an (http://www.slideshare.net/padday/the-real-life-social-network-v2), wird klarer, dass und wie Betreiber von Internet-Firmen wie Google, Facebook oder Twitter uns Nutzer dazu bewegen wollen, ein Maximum an Daten und Aktivitäten auf deren Seiten heimisch werden zu lassen. Finde ich nach wie vor eher unheimlich. Die HMKW-Facebookseite natürlich ausgenommen 😉
4.    Herr Ostler bemerkte am 2.12. auf Zeit-Online: „Im Meditationsverfahren hat die Bahn immerhin nun angekündigt…“, (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-12/stuttgart-21-proteste-stresstest?page=2). Darüber könnte man nun sicher jahrelang meditieren, während Geißlers Vermittlung, also Mediation, einige Wochen dauerte. Wenn schon bei der guten, alten „Zeit“ (wenn auch „online“) Fremdwörter Glückssache sind, was sind das für „Zeiten“?

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