Nicht Königsweg, sondern Schlüssel zum Newsroom-Verständnis

Drei Schlüsselaspekte prägen die digitale Transformation der Newsrooms laut dem Digitalisierungs-Verantwortlichen des BBC World Service, Dmitrij Shishkin (http://blog.wan-ifra.org/2015/11/27/3-key-components-of-the-digital-transformation-of-newsrooms, Aufruf am 2.12.2015, 15.26 Uhr). 1.) digitaler Journalismus, 2.) Entscheidungen auf Daten-Grundlage, 3.) permanente Innovationen

Shishkin geht davon aus, dass derzeit rund drei Milliarden Menschen weltweit das Internet nutzen, 2020 dürften es vier Milliarden sein (was immer noch weniger als die Hälfte der Erdbevölkerung wäre). Die Schwerpunkte beim Zuwachs liegen für Shishkin in den Entwicklungsländern und bei der Mobilnutzung. Für die Newrooms, die Redaktionen von morgen würden Generalisten gebraucht, die den redaktionellen Inhalt genau verstehen, die technisch kompetent sind und die auf der organisatorischen Ebene fähig sind, „to get things done“, also kurz-, mittel- und langfristig konkrete Ergebnisse zu erreichen.

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Kernstück vieler Redaktionen ist mittlerweile ein kombinierter Newsroom. Zugleich laufen aber auch manche Prozesse immer noch oder wieder separat ab, zum Beispiel Auftragsvergabe, Recherchieren, Bild- und Ton-Produktion und Post-Produktion der Beiträge. Das Verständnis für den Gesamtauftritt des Mediums sollte wachsen. Shishkin kritisiert exemplarisch, dass immer wieder Bild- und Tonmaterial zu lange in Speichermedien verschwinde (mit Blick auf eine TV- oder Radiosendung) und es dann auch erst Stunden später online nutzbar sei. Hier müssten die Fähigkeiten, der Horizont der Journalisten erweitert werden. Die BBC versuche seit April 2015 mit ihrer Plattform „BBC Africa Live page“ einen neuen Ansatz – „feed digital platforms as you gather, irrespective of what platform you are on an assignment for“ – der schnelle Web-Output sei sehr wichtig.

Shishkin fordert, Journalisten sollten besessen sein von Daten. Auch wenn kein Rechner-Programm redaktionelle Entscheidungen ersetzen solle, möge das Bauchgefühl künftig eine geringere Rolle spielen. Vor allem sei das bei sehr begrenzten Ressourcen wichtig – „if you are only able to produce 10 pieces of content a day, you really ought to know which ones to go for.“ Wenn zum Beispiel Pageviews klare Nutzertendenzen anzeigen, dann sollte das die Produktion auch bestimmen.

Last but not least – „Innovation is the underlying principle“: Die Nutzer sind kaum einer bestimmten Marke treu: Redaktionen lösen sich tendenziell auf, sie werden weniger direkt angesteuert, und netz-basierte Newsaggregatoren wie Google News oder aber Micropayment-Kioske wie Blendle vermitteln zunehmend Journalismus. Die Nutzer sind vor allem über Plattformen wie Facebook, WhatsApp, Snapchat, Instagram oder Twitter unterwegs, diese gelten ihnen oft auch als Quelle der Nachrichten – wenn nicht sogar „das Internet“. Shishkin empfiehlt, ganz im Sinne von Herbert Marshall McLuhan (The medium is the message), dass die Inhalte zählen, „but interesting treatment and packaging of content matter too.“ Zum Text hinzu kommen, ergänzen oder ersetzen diesen: Bilder, Audios, Videos, Infografiken, One-Foto-Stories, Kurzvideos, Vertikalvideos, Cartoons, Emoticons, interaktive Charts usw. Shishkin sagt – versuche es, miss es, versuche es noch einmal. Wenn es klappe, sei das großartig, wenn nicht, auch gut – dann habe man etwas gelernt. Faszinierend sei die enorme Beweglichkeit der digitalen Medien.

Nicht auf das Komma verzichten, sondern es setzen!

2.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: „Nach den Worten von Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls werden weitere Anschläge nicht nur in Frankreich sondern auch in Europa vorbereitet.“(siehe http://www.handelsblatt.com/politik/international/paris-und-die-folgen-im-newsblog-syrien-ist-die-groesste-terrorismusfabrik-der-welt/12593156.html,Aufruf am 2.12.2015, 18.24 Uhr). Gegenüberstellende Konjunktionen wie „aber“ oder „sondern“ werden in der Regeln durch ein Komma getrennt vom vorhergehenden Satz. „Sondern“ sogar immer, laut Duden: „Eins gleich vorweg: Obwohl es fast von jeder Interpunktionsregel eine Ausnahme gibt, existieren doch ein paar Fälle, die Sie sich für „immer“ merken können. Dazu gehört die Regel, dass vor die Konjunktion sondern immer ein Komma zu setzen ist. Davon gibt es praktischerweise keine Ausnahme. Sondern drückt bekanntlich einen Gegensatz aus. Dieser setzt voraus, dass zuvor etwas verneint wurde, beispielsweise durch nicht oder kein: „Uns fehlen nicht nur Teller, sondern auch Gläser. Das ist kein Hamster, sondern ein Meerschweinchen.“ Wenn die Verneinung nicht explizit vorliegt, darf sondern allerdings nicht verwendet werden: „Das war weniger schlau als vielmehr hinterlistig.“
Nun kommt sie aber doch noch, die Ausnahme. Steht nämlich kaum im ersten Teil, darf der Anschluss dennoch mit sondern erfolgen: „Er hat kaum gearbeitet, sondern nur vor sich hin geträumt.“ Wir hoffen, dies war nun weniger verwirrend als vielmehr erhellend.“ (http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/besonderheiten-von–em-sondern–em-, Aufruf am 2.12.2015, 18.35 Uhr). Kann ich auch nicht besser sagen, sondern nur zustimmen.

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