Die mediale Begleitung der Hochzeit von Queen-Enkel William und Kate Middleton läuft längst auf Hochtouren. Ob das zumindest in Teilen Journalismus ist, scheint eine andere Frage. Im britischen Satiremagazin „Private Eye“ las ich jüngst: „Kate – is it all too thin?“. Der Artikel ging nur scheinbar in Richtung „Magersucht“, sondern punktete damit, dass Hofberichterstattung es zwar schon immer kaum mit irgendwelchen öffentlich-relevanten Fakten oder Meinungen zu tun gehabt habe, nun allerdings im Fall des aktuellen Brautpaares die Faktenlage oder eben der Nachrichtenwert besonders dünn sei. And now for something completely different, wie es bei den anderen medienkritischen Briten von Monty Python heißt: Zur Vierfach-Live-Parallelübertragung eben dieser Hochzeit in den vier meistgesehenen deutschen TV-Vollprogrammen RTL, ARD, ZDF und Sat.1. RTL-Chefredakteur Peter Klöppel meint, die öffentlich-rechtlichen Sender sollten das viele Geld, das die Übertragung koste, lieber ins sonstige Programm investieren. Gut gebrüllt, Marktführer, denn dieser Aufruf zu maßvollem Umgang mit Gebührengeldern hat sicher gar nichts mit eigener Quotenmaximierung zu tun. Allerdings gibt es auch rührend royale und loyale Gegen-„Argumente“, zum Beispiel von ZDF-Chefredakteur Peter Frey: „Wir hören, dass William und Kate viele Ehrenamtliche aus der britischen Gesellschaft eingeladen haben. Sie setzen damit ein Zeichen in dem von der Finanz- und Wirtschaftskrise gebeutelten Land. Auch darüber werden wir berichten … “ (BLZ, 19.4.11, S.26). Wenn es nicht so dick aufgetragen wäre, könnte man meinen, das sei sogar noch dünner als das vom „Private Eye“ bereits aufgespießte Rohmaterial.
Die deutschen Print-Leitmedien verlieren im ersten Quartal dieses Jahres weiter leicht an Auflage (BLZ 15.4.,11 S.30): sowohl die vier großen überregionalen Tageszeitungen (Süddeutsche, FAZ, Welt/Welt kompakt und TAZ) als auch Spiegel und Stern. Der Fokus und die Zeit legen gegen den Trend etwas zu, während es bei den Zeitschriften zwei besonders interessante Trends gibt: Das Magazin „Landlust“ setzt seinen Steilflug nach oben weiter fort und bewegt sich nun schon über 800.000 Exemplaren. Im Sinkflug hingegen Bauers Jugendmagazin „Bravo“, das innerhalb eines Jahres um 15 Prozentpunkte fiel. Vielleicht geht auch deshalb der Konzern derzeit juristisch gegen die relativ erfolgreiche Zeitschrift „Spiesser“ vor – kann man da „Bravo“ sagen?
Und zum Schluss noch etwas Sprache im anderen Licht im „Kaleidoskop“: Der sonst sehr empfehlenswerte Sportteil der „Berliner Zeitung“ titelte am 16.4.11 über einer Vorschau-Meldung zum Frauen-Fußball-Championsleague-Rückspiel (kürzer geht das leider kaum): „Turbine wähnt sich gegen Duisburg im Vorteil“. Diese Überschrift war zu jenem Zeitpunkt (das Hinspiel hatte in Duisburg 2:2 geendet) schon falsch, wurde allerdings durch das Ergebnis des Rückspieles (1:0 für Potsdam) noch „falscher“. Warum?