Von Sebastian Köhler
1.) FAZ-Net-Kunstfigur „Don Alphonso“ kritisiert die „Krautreporter“ bzw. die sich dort versammelnden Internetautoren (http://blogs.faz.net/deus/2014/05/31/geld-oder-wir-toeten-dieses-medienbaby-2068/, Aufruf am 4.6.2014, 12.02 Uhr). Er geht davon aus, „diesen Kreisen gemeinhin als notorischer und zynischer Störenfried (zu gelten), der sich nicht an ungeschriebene Gesetze hält.“ Damit meint der Don, durchaus nachvollziehbar, Burgfriedens-Verhalten, das sich in journalistischen Medien (gerade auch in konkurrierenden) immer wieder beobachten lässt. Ein wichtiger Kritikpunkt in des Dons Worten: „Grob (sic! – er meint wohl: „allgemein“, SeK) gesagt hatte man für das Versprechen einer Ware – ein Jahr feinster Onlinejournalismus ab Herbst – keine richtig funktionierende Kasse“ für die „Kunden“.
Diese Art von Kritik sagt viel über den Kritiker: Nutzer werden auf ihren Kunden-Status reduziert und der Journalismus auf seinen Waren-Charakter – daher ist die „Kasse“ allein entscheidend. Aufgeklärter Damen und Herren als der Don gehen zumindest vom Doppelwesen journalistischer Beiträge als Ware und Kulturgut aus. Solche umfassendere Sichtweise eröffnet alternative Horizonte, was die notwendigen Debatten um die Bereitstellung von Ressourcen für einen Journalismus geht, der mehr als bloße Ware ist. Aber klar, Stimmung gegen eine „Stimmung wie beim Heizdeckenverkauf“ lässt sich leichter machen, Pardon: billiger.
2.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: Was ist das Verdienst von Angela Merkel? Und was ist andererseits der Verdienst dafür? Die Kanzlerin sagte laut RBB-Info-Radio (am 9.4.2014, 10.00 Uhr): Es sei „der Verdienst dieser und früherer Bundesregierungen, dass jetzt ein Haushalt ohne Neuverschuldung möglich“ sei. Egal, ob das Verdienst an dieser Wortwahl beim Sender oder bei der Senderin liegt: „Das Verdienst“ ist eine besondere, anerkennenswerte Leistung oder Tat (http://www.duden.de/suchen/dudenonline/verdienst, Aufruf am 4.6.2014, 13.30 Uhr), während „der Verdienst“ durch Arbeit erworbenes Einkommen (Geld) meint. Eine ganz andere Frage ist, ob die CDU-Chefin tatsächlich so viel (oder so wenig) Euro bekommt, wie sie verdienen würde, wenn das Verdienst entscheidend wäre. Sehr verdienstvoll, solche Fragen.
„Krautreporter“ hätte sich von Anfang an viel mehr mit den Krautreportern und den Möglichkeiten einer Verbreitung derer Ideen beschäftigen müssen. Die haben aber von Anfang an immer nur Krautreporter als Plattform ins Zentrum des Geschehens gesetzt. Das jetzt eine ausgewählte Redaktion, den „GANZEN“ Kuchen der Online-Bezahlfähigen-Kunden ab haben soll und über einen genau beschriebenen Zeitpunkt frei wählbare, aber na klar, super interessante Themen bearbeiten darf, ist perfekter Quatsch! Krautreporter können nur Alle sein. Am besten wäre es, dass jeder nur einmal die Chance hat dabei zu sein. Immerhin gibt es jedes Jahr Nachwuchs. So könnte man dem ganzen Geldverdienen-Wahnsinn zumindest eine begrenzten Rahmen geben. Denn Kraut-Journalismuss hat nur eine Zukunft wenn er Jung bleibt und fehlerhaft…