Seit dieser Woche klagen acht wichtige deutsche Zeitungsverlage vor dem Kölner Landgericht (weil die ARD-Vorsitzende die WDR-Intendantin Monika Piel eben in Köln ist) gegen Teile der „App“ der ARD-Tagesschau für Smartphones und Tablets. Begründung von Verleger-Verbandschef Dietmar Wolff: Laut Paragraph 11d des aktuellen 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrages seien „nicht sendungsbezogene presseähnliche Angebote“ bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht zulässig. Offenbar verdirbt die Konkurrenz von ARD und ZDF den privaten Verlagen hier einen Teil des ohnehin mühsamen Journalismus-Geschäftes im Internet (laut NDR haben bisher 1,7 Millionen Nutzer die App heruntergeladen). Die Vorwürfe der privaten Verleger gehen also in Richtung „Wettbewerbsverzerrung“ und „staatsfinanzierte Presse“. Aber wäre aus Sicht der vielfältigen Nutzer (die ohnehin Gebühren zahlen) gar keine Konkurrenz hier tatsächlich besser als die derzeit dominante gebührenfinanzierte? Interessierte Nachtigall, ick hör‘ Dir trapsen oder eben appsen….
Mitbringsel aus London: Der legendäre britische Times-Journalist Louis Heren (1919-1995) soll die beiden journalistischen Grundtugenden „kritische Distanz“ (hier als „Neid“, mischief) und „Neugier“ (curiosity) laut John Mair von der Coventry University so zusammengefasst haben: „Who is this LYING BASTARD just talking to me?“ und „WHY is this lying bastard talking to me?“. Das sollte laut Heren und Mair im Journalismus mehr berücksichtigt werden – sofern den beiden nicht selbst als „lying bast….“ zu begegnen wäre.
Beim „Miami Herald“ scheint die oft geforderte Trennung von Redaktion und Anzeigenabteilung im Verlagshaus noch zu funktionieren: Laut Agentur „sid“ (vom 14.6.2011) hatte die Tageszeitung in Florida am Tag nach dem Sieg von Miami-Gegner Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Basketballmeisterschaft eine fast ganzseitige Anzeige der Kaufhauskette „Macy’s“ im Blatt mit der Schlagzeile „Glückwunsch, Miami!“ Dazu wurden erste Fan-Artikel des vermeintlichen neuen Meisters angeboten. So weit kann der Wurf also am Ziel vorbeigehen, wenn die Anzeigenabteilung komplett unabhängig von der Nachrichtenlage agiert. Aber andersherum ist es natürlich nicht weniger fragwürdig – wenn es gar keine Trennung mehr gäbe.