Dunk den Zensoren den Rücken wieder frei

Von Sebastian Köhler

1.) Es wurde wieder einmal Zeit, auszuloten, was Satire noch darf in Deutschland. Und erneut ging es um die katholische Kirche. Carolin Kebekus braucht den Herren nicht zu dunken: Die Kölner Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen die Kabarettistin wegen einer kirchenkritischen Satire eingestellt .Ein Anfangsverdacht eines strafrechtlich relevanten Handelns sei nicht festgestellt worden (siehe http://kress.de/mail/alle/detail/beitrag/122038-nach-100-anzeigen-wegen-kruzifix-video-staatsanwaltschaft-stellt-verfahren-gegen-kebekus-ein.html, Aufruf am 10.7.2013, 21.39 Uhr), erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gegen das Video „Dunk den Herrn“ habe es knapp 100 Anzeigen gegeben.
Die traditionalistische Piusbruderschaft hatte auf ihrer Homepage zu Anzeigen wegen Verstoßes gegen den Blasphemie-Paragrafen 166 des Strafgesetzbuchs (StGB) aufgerufen. Dieser richtet sich nur dann gegen öffentliche Blasphemie, wenn jene geeignet wäre, die öffentliche Ordnung zu gefährden.
Laut Staatsanwaltschaft überschreitet das Video aber nicht die Grenze dessen, was nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts als Satire im Sinne der grundgesetzlich garantierten Kunstfreiheit noch hinzunehmen ist. Die satiremäßig überspitzte Darstellung habe zudem keinen beschimpfenden, sondern einen kirchenkritischen Inhalt.
Hintergrund:In dem Video „Dunk den Herrn!“ verkleidete sich Kebekus als Nonne und leckte unter anderem an einem Kruzifix. Das Video sollte ursprünglich in der Sendung „Kebekus“ im ARD-Digitalkanal Einsfestival gezeigt werden und wurde auch zunächst abgenickt. Kurz vor der Ausstrahlung strichen WDR-Vertreter das Video aber doch heraus, Kebekus warf der Anstalt daraufhin Zensur vor. Das Video wurde auf YouTube nicht zuletzt dank dieser unfreiwilligen WDR-Werbung vor allem von jungen Nutzern bereits 1,2 Millionen Mal angeschaut. Hier hätten die WDR-Verantwortlichen ruhig mal auf die Quote schielen sollen.
2.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: Der Lokalreporter Kay Grimmer meint es in der Sonntagausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 7.4.2013 auf Seite 3 vermutlich gut mit dem örtlichen Männerfußballverein vom SV Babelsberg (seinerzeit noch 3.Liga) und formuliert mit dem Kopf durch die Wand doch das komplette Gegenteil: „Dabei benötigt der Kiezverein (…) endlich Ruhe, um vor allem sportlich und finanziell wieder mit dem Rücken an die Wand zu kommen.“ Das ist der Unterschied zwischen gleich tot und leidlich lebendig: Mit dem Rücken an die Wand oder mit dem Arsch an der Heizung.

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