Es gibt nur eine Birgit Prinz?

  1. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, könnte man dieser Tage mit Friedrich Hölderlin hinsichtlich des britischen Medien- und Politikmarktes sagen. Sah es vor einigen Tagen noch so aus, als würde der Medien-Großunternehmer Rupert Murdoch ohne Probleme sein globales Imperium erweitern können durch die Komplettübernahme des potentiellen Goldesels und Bezahlfernsehens BSkyB auf der Insel, zeigen die dramatischen Entwicklungen derzeit, dass Menschen anscheinend doch immer auch anders können (müssen). Murdoch hat offenbar zu hoch pokern lassen in anderen Filialen seines Reiches (Schließung des Boulevard-Blattes „News of the World“ nach Vorwürfen schwerer krimineller Vergehen). Nun deuten Politiker wie der britische Labour-Chef Edward „Ed“ Miliband zumindest an, dass sie mehr sein können als bloße Marionetten im Theater von Leuten wie Rupert Murdoch. In der Tat sollten Konzentrationstendenzen von wirtschaftlichem, politischem, medialem und kulturellem Kapital wie in den Fällen von Rupert Murdoch oder auch Silvio Berlusconi bei all denen Alarmglocken läuten lassen, welchen Demokratisierung und daher Vielfalt auf allen Ebenen der Gesellschaft nicht nur Lippenbekenntnisse sind. Oder um es konkret mit Hans Leyendecker zu sagen: „(…) Auf die Idee, das Handy eines entführten Mädchens zu manipulieren, um Botschaften der verzweifelten Eltern abfangen zu können, wie es News of the World gemacht hat, kann nur jemand kommen, der ein krankes Verständnis von Pressefreiheit hat“ (SZ vom 11.7.2011, S.15).
  2. Stefan Aust ist mittlerweile 65 Jahre alt. Vor einem Jahr war der frühere Spiegel-Chefredakteur beim Fernsehsender N24 eingestiegen, und nun zeigte sich Aust zufrieden mit der dortigen Entwicklung: Man habe die Quoten steigern können, auch die Werbung laufe recht gut. Aust sagte, er wäre zufrieden, könne man diese Tendenzen fortsetzen. Vor einem Jahr hatte der damalige Eigner, die Mediengruppe ProSiebenSat.1, den TV-Nachrichtenkanal an Führungskräfte des Senders und eben an Aust verkauft. Der hat ja offenbar noch einige Jahre bis zur Rente (mit 76?) und verkündete daher, sowohl N24 mit weiteren Projekten ausbauen als auch seinen Plan für eine ganz neue Art von Zeitschrift weiter verfolgen zu wollen (vgl. dpa-Meldung vom 30.6.2011).
  3. Facebook“ baut seine Marktstellung weiter aus: Klar, dass viele beim „Gesichtsbuch“ den „Freund“ auch sehen wollen, denn kaum etwas interessiert uns Menschen ja mehr als andere Menschen. Insbesondere, was von denen so zu sehen ist. Also gab Mark Zuckerberg nun bekannt, dass seine fast 700 Millionen Freunde weltweit (davon knapp 20 Millionen in Deutschland, siehe Wikipedia-Seite, 13.7.2011, 11.10 Uhr) ab jetzt sowohl mit mehreren Bekannten gleichzeitig chatten als auch sich dabei sehen können – Videochat-Partner ist der Telefonier-Dienst Skype. Das alles versteht sich fast von selbst, wenn man weiß, dass Skype im Mai 2011 für 8,5 Milliarden Dollar vom Konzern Microsoft gekauft wurde, der wiederum (die Welt ist ein Dorf, zumindest hier für die Herren Gates und Zuckerberg) Anteile an Facebook besitzt. Ein einfältiger Schelm, wer da an Einfalt denkt (vgl. Berliner Zeitung, 8.7.2011, S.30).
  4. Eine Birgit Prinz wird ihre internationale Laufbahn nun wohl beenden“, und eine andere Birgit Prinz ihre Karriere im Frauenfußball fortsetzen? Was der Moderatoren-Mann Norbert Galeske da im ZDF nach dem WM-Spiel Deutschland – Japan fabulierte, war sicher nicht seinem Geschocktsein über das Viertelfinal-Ausscheiden des deutschen Teams geschuldet. Sondern dies ist leider das ganz normale Franz-Beckenbauer-Deutsch, wie wir es seit Jahrzehnten von Dampfplauderern wie eben „einem Franz Beckenbauer“ gewohnt sind. Hat aber auch „einen Jacques Rogge“ und sein IOC kaum überzeugt, mit Blick auf München 2018.

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