Verbranntes Papier und verbrannte Millionen?

Von Sebastian Köhler

1.) Zeitungen in den USA wirkten in den 150 Jahren von 1850 bis 2000 als wahre Goldesel oder eben Gelddruckmaschinen – Gewinnraten von 20 bis 30 Prozent gab es in kaum einem anderen Wirtschaftszweig (MMM 1/2013, S.38ff.). Aufgrund ökonomischen und technologischen Wandels gehen mittlerweile manche Beobachter davon aus, dass zumindest mit Blick auf viele Tageszeitungen der Anzeigen-basierte Journalismus „für immer tot“ sei (Studie der Columbia University Graduate School of Journalism von 2012). Der australische Medien-Experte Ross Dawson sagte im Jahr 2012 den Tod der Tageszeitung voraus: für die USA für 2017, für GB und Irland für 2019 und für Deutschland für das Jahr 2030. Wenn man freilich im Aufgreifen von Vorschlägen u.a. Marie-Luise Kiefers oder auch von Jürgen Habermas Journalismus und Medium analytisch trennt, also bei der Zeitung die beiden Aspekte von Journalismus als Kulturgut sowie dem Medium als Ware auseinanderhält, lässt sich offener als bisher diskutieren, ob (und wenn ja, wie) auch Printjournalismus unbelasteter von privat-wirtschaftlichen Verleger-Interessen zu organisieren wäre. Also professionell und damit auch unabhängig von mächtigen Staats- oder Konzerninteressen, zum Beispiel über allgemeine Journalismus-Abgaben zur Ressourcenbereitstellung, diese dann vermittelt durch journalistische Berufsverbände, Stiftungen, Redaktionen oder Recherche-Büros als Non-Profit-Projekte o.ä.
2.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: Angesichts des Ausstiegs der Bundes-Regierung aus dem „Euro-Hawk“-Projekt hieß es in vielen deutschen Medien wie zum Beispiel im „Handelsblatt“ (siehe http://www.handelsblatt.com/video/video-news/politik/keine-zulassung-drohne-eurohawk-500-millionen-euro-verbrannt/8210124.html, Aufruf am 22.5.2013, 20.18 Uhr), da seien Hunderte Millionen Euro „verbrannt“ worden. Dabei liegt der Fall ähnlich wie bei anderen öffentlich finanzierten Großprojekten à la Flughafen BER, Stuttgarter Bahnhof oder Hamburger Elbphilharmonie – vielleicht bei etwas Reflexion hier sogar noch klarer auf der Hand: Da werden keine Unsummen „versenkt“ oder „in den Sand gesetzt“, sondern einfach umverteilt. Im Falle des abgestürzten Drohnen-Falken vor allem an die US-Waffenschmiede Northrop Grumman und an den europäischen Rüstungskonzern EADS über dessen Tochter Cassidian. Ob dann tatsächlich am Himmel eines Tages mal etwas (Un-)Sichtbares flöge oder nicht, ist aus deren Sicht womöglich gar nicht mehr so wichtig. Und daher bringt das Scheitern eines solchen Projektes ganz sicher nicht nur Nachteile oder Verlierer, um es mal etwas hirn-verbrannt zu formulieren.

Ein Gedanke zu “Verbranntes Papier und verbrannte Millionen?

  1. Es ist ein schöner Gedanke, Medium und Inhalt zu trennen, jedoch steht zu befürchten, dass dies nur ein theoretisches Gedankenspiel ist. War nicht fast immer selbst der hochwertigste Journalismus Profit-getrieben? Trotzdem danke, ein Post zum Nachdenken!