1. Warum nutzen Menschen in Deutschland welche Medien? Auch auf diese Frage versucht alle fünf Jahre die ARD/ZDF-Langzeitstudie „Massenkommunikation“ zu antworten (Quelle: MediaPerspektiven, Heft 11/2010, S.537ff.): Die von den über 4500 Befragten telefonisch angegebenen Motive haben sich dabei trotz der medialen Umbrüche der vergangenen 50 Jahre für die – öffentlich-rechtlich interessierten – Autoren der Studie als „erstaunlich stabil“ erwiesen. Fernsehen liegt, wie gesagt, weiter vorne in allen Altersgruppen, und die Menschen suchen dort – laut Studie und in dieser Reihenfolge – Information (allerdings sinkend auf 84%), Spaß (81%) und Entspannung (77%). Beim Radio als dem insgesamt zweitmeist genutzten Medium dominieren mit jedoch sinkender Tendenz gegenüber 2005 die Motive Spaß (86%), Information (80%) und Entspannung (76%). Das stark wachsende Medium Internet wird wegen Information (91%), Spaß (80%) und Alltagsservice (80%) genutzt, wobei die ersten beiden Motive am deutlichsten zulegten. Das Internet liegt aber im Medienvergleich bei noch keinem abgefragten Nutzungsmotiv ganz vorn. Allerdings hat es auch beim Motiv „Unterhaltsamkeit“ aufholen können zu den Spitzenreitern TV und Radio und hat beim Entertainment die Rote Laterne an die Tageszeitung abgegeben. Die wiederum wird erklärtermaßen noch immer geschätzt wegen der Faktoren Information (hier weiter doppelter Mediensieger: mit 97% bei den Lesern und mit 32 % bei allen), Alltagsservice (81%) und Mitreden-Können (76%).
  2. Entgegen landläufigen Mythen wuchs der Werbemarkt der klassischen Medien in Deutschland 2010 um elf Prozentpunkte sogar auf „neue Höchststände“, wie das bei solchen Erhebungen marktführende Medienforschungsunternehmen Nielsen am 19.1.2011 in Hamburg erklärte. 25 Milliarden Euro Werbevolumen wurden umgesetzt – im Fernsehen fast die Hälfte davon, 10,9 Milliarden (plus 16,2% gegenüber 2009). Es folgten die – also nicht nur notleidenden – Zeitungen mit 5,4 Milliarden Euro (plus 1,1%), dann die Zeitschriften mit 3,6 Milliarden Euro (plus 4,3%), darauf das Internet mit 2,4 Milliarden Euro (plus 34,8%!!!) und in der Reihe der inhaltlichen Medien schließlich das Radio mit 1,4 Milliarden Euro (plus 5,2%).
  3.  

    Weil es Facebook vermutlich selbst nicht so offensiv vermarktet (im Unterschied zu den vier „Golden Globes“ für den Film „The Social Network“): Es gibt mal wieder massive Kritik von Datenschützern, weil Zuckerberg & Co. Software-Entwicklern und Webseiten-Betreibern den Zugriff erlauben wollten auf Telefon-Nummern und Adressen von denjenigen der über 500 Millionen Nutzer, die dem zustimmten. Warum diese Erlaubnis? Nun, damit es uns Nutzern noch besser gehe und wir nicht jedes Mal beim E-Shoppen alle Daten eigenhändig eintragen müssten. Nett von den Facebook-Chefs, und noch netter, dass die Firma nun – nach den üblichen Datenschutzmeckereien Ewiggestriger – die neue Komfort-Funktion sogar noch einmal überarbeiten wolle und damit die Folgen solcher Freigaben für die Nutzer „noch klarer“ machen werde. Let’s face it!

  4. Unser Rektor, Prof. Dr. Liebetruth, hatte schon in der Vorwoche den richtigen Riecher: Unwort des Jahres ist der Merkel-Klassiker „alternativlos“. Das war in der Tat längst fällig, da wir Menschen natürlich fast immer auch anders können – können müssen sogar, das ist gewissermaßen unsere zweite Natur, auch Kultur genannt. Das wissen nicht nur Soziologen und Philosophen wie Helmuth Plessner, sondern natürlich auch die klügeren PolitikerInnen und sonstigen Entscheider. Aber sagen können-dürfen-wollen sie es eben nicht, und leider noch viel seltener entsprechend „alternativ“ handeln. Aber auch das scheint mir nicht alternativlos.
  5. Der Satiriker Wiglaf Droste hat freilich dem Jury-Chef Horst Dieter Schlosser noch Folgendes ins Germanistenstammbuch geschrieben (siehe Tageszeitung „junge Welt“ vom 19.1,, S.5): „In der Begründung sagte Schlosser, „das Wort alternativlos suggeriere sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und VON DAHER (Hervorhebung SeK) auch keine Notwendigkeit zur Diskussion und Argumentation gebe“. Droste fährt fort, die Floskel „von daher“ sei selber ein deutsches Sprachungetüm – denn es muss zweifelsfrei „deshalb“ oder auch „deswegen“, „darum“ oder auch „daher“ heißen. DASS es anders heißen muss, ist also laut Droste „quasi alternativlos“ – aber WIE wir uns besser ausdrücken können – da gibt es selbst in Preisreden von Sprachexperten (fast) immer Alternativen. Bleiben wir dran!

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